Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Sonntag, 5. Dezember 2010

Update zur Aga-Kröte

Vor Monaten schrieb ich über falsche Relativsätze.
Kürzlich hörte ich gleich zwei davon innerhalb einer Sendung des ZDF, das eigentlich immer besonders daran interessiert ist, gutes Deutsch zu senden. Der Sprecher einer Talk-Show verwendete die Aga-Kröte gleich zweimal innerhalb weniger Minuten.
Ich schrieb an das ZDF und bekam eine ausführliche Antwort, das ZDF kümmere sich durchaus um gutes Deutsch, allerdings könne man nicht den gleichen Anspruch an alle Texte stellen, sofern die vielleicht unter Zeitdruck entstanden sind.
Ich schrieb zurück, es wäre dumm, sich an Flüchtigkeitsfehlern hochzuziehen; mich interessierten vielmehr Dinge, die systematisch einreißen: um den Verfall der Sprachlogik.
Das Problem ist also noch nicht verstanden worden; vielleicht ist es mir jetzt gelungen, es rüberzubringen.
Hm. Bin ich kleinlich?

Ich vergleiche es mal mit trigonometrischen Messungen im Gelände. Wenn sich jemand beim Messen eines Winkels um Bruchteile von Graden vertut, hat er hinterher eine Differenz von mehreren Metern bei der Entfernung der Punkte. So wenigstens habe ich es in Mathe gelernt.
Wenn sprachliche Weichenstellungen nicht korrigiert werden, ist die Sprache insgesamt einem Verlust an Logik ausgesetzt. Das ist es, was mir Unbehagen verursacht. Denn die Sprache ist unser Transportmittel für Authentizität, sie muß Trennschärfe und Nuancen behalten. Wir brauchen das in der zwischenmenschlichen Kommunikation ebenso wie in politischen Zusammenhängen. Es ist wichtig, daß die Menschen falsche Töne heraushören können. Daß sie entdecken, wo sie belogen werden, kurz gesagt. Dafür brauchen wir eine präzise Sprache.

Freitag, 26. November 2010

Normal gestorben

Mal wieder was zur Sprache und dem dahinterstehenden Denken. Heute nehme ich den berühmten Normalsterblichen unter die Lupe. Er ist Ihnen sicher schon hier und da begegnet; er oder sie ist einer von uns. Wir alle.
"Normalsterbliche" scheinen in einem Wort geschrieben zu werden, jedenfalls wird es so betont. In die Wörterbücher, die wir online konsultieren, hat er schon Eingang gefunden und wird mit "ordinary mortal" übersetzt.
Das aber wäre der "normale Sterbliche", wie wir ihn früher kannten. In zwei Wörtern, das zweite groß geschrieben.
Warum hat sich das geändert?
Der normale Sterbliche ist ein Mensch wie jeder andere, wir sind alle sterblich. Was ist daran besonders? Gibt es auch normale Unsterbliche?
Ah! Halt! Transzendenz-Alarm! Eine solche Annahme verbietet sich. Der normale Sterbliche ist der einzig denkbare Fall.

Das erinnert uns an die Wendung "wie durch ein Wunder", die sich auch bei den unerklärlichsten Ereignissen ereilt. Wunder darf es nicht geben.

Ein Normalsterblicher ist einer, der normal stirbt. Auf eine normale Art. Ruhig und im Bett, wie wir hoffen.
Und schon ist der Gedanke an Unsterblichkeit obsolet. Auf geniale Weise ist die Klippe umschifft. Unsterbliche kann und darf es ja nicht geben, und auf diese Weise sind sie auch gestorben.

Montag, 22. November 2010

Terrorgefahr

Es ist schwer auszumachen, was an diesen Meldungen stimmt, was auf lancierte Meldungen oder auf Telefonate zurückgeht, die bewußt geführt wurden, um abgehört zu werden. Und wir wissen auch nicht, auf wessen Lohnliste die Leute stehen, die in diesem Karussell der Desinformation eine Rolle spielen. Wahrscheinlich war das Ganze ein Versuch, die Deutschen wieder an die Fahne zu zwingen und einen Abzug aus Afghanistan zu verhindern. Dennoch habe ich Zweifel, daß nicht vielleicht doch einmal eine Bombe hochgeht. Schuld sind für mich dann kaum irgendwelche Islamisten. Ich glaube, es ist nicht wirklich islamisch, einen Gegner im eigenen Lande dafür zu bestrafen, daß er auf islamischem Boden mit militärischen Mitteln operiert. Man bekämpft den Ungläubigen dort, wo er ins eigene Land eingedrungen ist.
Wenn aber wirklich Terror bei uns ankommt, glaube ich eher, daß ihn amerikanische/ihnen verbündete Geheimdienste lancieren.

Samstag, 13. November 2010

Vierte Sitzung der S21-Schlichtungsverhandlungen

Heiner Geissler hat die Gesprächsrunde um den Konflikt S21 angestoßen, damit -- unter anderem -- die Öffentlichkeit voll an der Debatte teilnehmen kann und sich ein Bild von Rede und Gegenrede macht. Natürlich kann der Berufstätige das nicht in voller Länge tun. Darum faßt die Tagesschau die wichtigsten Punkte zusammen. Was aber waren die wichtigsten Punkte dieser Sitzung? Die S21-Befürworter standen da wie die Deppen, als klar wurde, daß der unterirdische Bahnhof gar nicht gebraucht wird. Und sie flüchteten sich in Argumente, da könne man nun auch nicht mehr raus, weil man die Planfeststellungsverfahren nicht von vorn aufrollen könne.

Die Gegner der bestehenden Pläne sind die Befürworter einer behutsamen Neuordnung. Daß sie die Umbaupläne stufenweise durchführen wollen, wurde ihnen von der Pro-Seite gleich negativ ausgelegt. Das dauere zu lange etc.
Man drehte Boris Palmer das Wort im Munde herum und machte die Stärke -- nämlich den Bahnhof auch während der Umbauten nutzen zu können -- zur Schwäche. Es hieß dann, es gäbe kein klares Konzept seitens K21. Falsch! Es gibt verschiedene Optionen. Das wurde dann als Konzeptlosigkeit ausgelegt. Man hatte den deutlichen Eindruck von Scheinargumenten.

Viele Argumente der S21-Befürworter kommen mir vor wie "wir haben das jetzt soweit durchgezogen, wir können nicht mehr zurück" -- obwohl es ein Zurück sehr wohl gäbe. Auch bei den K21-Plänen gibt es eine Menge zu bauen. Da könnten doch Verträge umgewandelt statt aufgekündigt werden. Und es wird sich um ein Drittel der Planungssumme handeln.

Erst nach der Mittagspause hatten sich Kefer & Co soweit gefaßt, daß sie an eine Entgegnung denken konnten.
Das kam in der Tagesschau in keinster Weise rüber.
Dabei war doch sicher ein Reporter der ARD im Saal, denke ich.
Ich erwarte von diesem doch neutralen Medium, daß es seine Neutralität nicht dahingehend erfüllen zu müssen meint, daß es eine Art 50-50-Situation darstellt. So war es nicht!! Die S21-Befürworter sind argumentativ auf voller Linie gescheitert, die K21-Vorschläge haben Hand und Fuß. Und das hätte auch ohne jede Parteilichkeit rüberkommen müssen.

Was stimmt hier nicht? Oder: Vom Opfer zum Ofenfilet

"Naß und durchgefroren, bargen die Helfer die Vermißten aus dem Wrack."
Oder, um es noch etwas deutlicher zu machen:
"Auf beiden Seiten goldbraun gebraten, schieben wir die Filets noch für 5 Minuten in den Ofen.

Hier muß ich mal ganz schulmäßig nachfragen: Wer ist der Handelnde dieser Sätze?
Ganz klar. Die Helfer sind naß und durchgefroren.
Schlimmer noch: Der Koch ist auf beiden Seiten goldbraun gebraten.

Haben Sie es bemerkt? Der Sprecher hat flugs im selben Satz das Subjekt gewechselt. Er könnte beim Passiv bleiben: "Naß und durchgefroren wurden die Vermißten aus dem Wrack geborgen."
Und: "Auf beiden Seiten goldbraun gebraten, werden die Filets noch für 5 Minuten in den Ofen geschoben."
Oder ist es zu schwierig, im Auge zu behalten, wer in einem Satz das handelnde Subjekt ist?
Mir scheint, daß das auch politisch gilt. Wer das handelnde Subjekt ist, hat dieser, nämlich der Bürger, längst aus den Augen verloren.
Es geschieht den Bürgern recht, wenn sie als infolgedessen das Passiv durchhalten müssen, ob nun in der Frage der Gesundheitsreform oder der Atomkraft.

Nun also werdet ihr, naß und durchgefroren, auf beiden Seiten goldbraun gebraten.

P.S. Die Beispielsätze sind frei erfunden und haben keinen aktuellen Bezug; jedoch hört man solche Konstruktionen immer wieder.

Mittwoch, 10. November 2010

Wie?

"Nach der Explosion sah es auf der Straße aus wie auf einem Trümmerfeld."
Hallo? Sie war ein Trümmerfeld!
Immer mehr schleicht sich ein, daß Dinge und Zustände nicht als das benannt werden, was sie sind, sondern sie werden nur verglichen.

"Du bist mir wie ein Freund." -- "Moment mal, ich bin dein Freund!" Vielleicht würden die Schreiber solcher Texte es dann merken.

Begonnen hat das mit der Formulierung "wie durch ein Wunder".
Dies ist eine klare Absage an die Möglichkeit, es könne Wunder geben. Und selbst wenn wir Wunder etwas großzügiger definieren, als Ereignisse, die nicht sofort oder noch nicht wissenschaftlich erklärbar sind, wird das die Skeptiker nicht überzeugen. Oder wir erklären sie als Ereignisse, die aus einem höchst unwahrscheinlichen Zusammentreffen von Faktoren entstehen.
Was ist ein Wunder? Ein offensichtlicher Verstoß gegen Naturgesetze? Wer sie so definiert, kann lange auf Wunder warten. Er oder sie wird ein Leben mit deutlich weniger erhebenden Erfahrungen leben und wird sich weiterhin an dieses wie klammern.

Dienstag, 9. November 2010

Fun(d)stücke

"Die Regierung hat daraufhin gearbeitet..."
-- Moment, das sollte heißen: "darauf hingearbeitet"!
So wurde sie entlarvt: eine gelegentlich und unwillig, nur auf Anstoß tätige Regierung.

"Beim Streit zweier Schüler sollte ein Lehrer nicht dazwischen gehen."
Klar, niemand verpaßt gern das Ende eines spannenden Streits.

"Dresden wurde dem Erdboden gleich gemacht."
Aha. Von Anfang an Flachbauweise.