Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Donnerstag, 17. März 2011

Wie man mit der Katastrophe umgeht

Es ist eingetreten, was immer als unmöglich galt. Und unsere Trauer gilt allen Opfern, unser Mitgefühl und unser Respekt denen, die sich gerade opfern.

Das ist eine Tragödie, und niemand freut sich, wenn seine Prophezeihung in Erfüllung gegangen ist. Häßlich ist aber das Gezappel, das jetzt bei denen einsetzt, für die Canossa eigentlich in Nordjapan liegen müßte, für alle, die das für unmöglich hielten, was jetzt passiert.

Besonders häßlich ist es, wenn eine Frau Homburger von den Liberalen das Wort "Gegengesellschaft" für Rot-Grün verwendet. Das Wort "Gegengesellschaft" ist wohl kaum anzuwenden auf einen Teil der Gesellschaft, der sich ebenfalls auf eine demokratische Legitimation stützt.

Und noch häßlicher ist es, wenn die Regierungsparteien die Äußerungen der Opposition abwehren, indem sie schreien, die rot-grüne Regierung hätte ja auch schon alles abschalten können. Das paßt wirklich nicht zu den Versuchen, die Laufzeiten doch noch über eine dreimonatige Schnellprüfung zu retten.

Alle Risiken ausschließen? Wir sollten aufhören, die Risiko-Kalkulation auf denkbare Risiken stützen zu wollen. Bei jedem GAU sind die Betreiber überrascht worden. Die real eingetretenen Schadensfälle beruhten auf unkalkulierbaren Umständen, zum Beispiel gleichzeitig eintretenden Ereignissen, die man bisher nur einzeln kalkuliert hat. Es können auch Ereignisse eintreten, an die wir jetzt alle noch nicht denken.

Wahrscheinlichkeiten jedenfalls berechnen Menschen immer wieder völlig falsch.

Dienstag, 1. März 2011

Wahl in Hamburg — die große Ratlosigkeit

Die Wahlen in Hamburg glänzten durch eine sehr niedrige Wahlbeteiligung. Sie sinkt stetig — hätte nicht das neue Wahlrecht endlich Engagement wecken müssen? Fördern nicht die neuen Möglichkeiten die Lust am Mitwirken durch den Bürger?
Die erfreuliche Seite des geänderten Wahlgesetzes ist zwar, dass ich nun auch hinten plazierten Parteisoldaten meine Stimme geben kann, ohne mich an die Hitliste der Partei zu halten. Diese Freiheit hat aber einen hohen Preis. Jetzt aber wird es kompliziert: Ich finde die Kandidaten meiner Wahl nur schwer in den langen Listen wieder — vier verschiedene Stimmhefte in A4, was für ein Berg Papier! — und das Wählen hält mich sehr lange in der Kabine fest.
Am problematischsten aber — und das ist nicht die Schuld des Wahlgesetzes! — ist die Unmöglichkeit, sich vorher im Internet über die Kandidaten und ihre Themenschwerpunkte zu informieren. Nur die Linke stellt ihre Kandidaten auf der Website einigermaßen gescheit vor: Ein Foto, eine kurze Erklärung zu den Kernkompetenzen.
Da wünscht man sich eine digitale Wahlmöglichkeit. Laptops mit Intranet in der Wahlkabine, Listen mit Kandidatenbildern und Hauptaussage in kurzer Form; hier könnte man auch durch Hinweise verhindern, dass zuviele Kandidaten angekreuzt werden — bei 5 Stimmen auf mehreren Seiten verzählt man sich auch leicht.
Wählen nach Augenschein und Sympathie — eine Horrorvorstellung? Bitte keine Illusionen: Das tun wir sowieso. Ein wenig mehr Inhalte könnten so sogar besser transportiert werden als bei der gegenwärtigen Lage.

Diesen Text habe ich bereits als Kommentar in Carta eingestellt.