Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Montag, 18. Oktober 2010

Nichtsdestowunderlicher

Kurt Tucholsky, 1928
in Paris. Quelle: Wiki
Wie oft hört man das Wort "nichtsdestotrotz" -- wahrscheinlich glauben Sie, es heiße wirklich so. Es gäbe keine andere Variante.
Aber haben Sie auch schon "nichtsdestoweniger" gehört? Das ist die ursprüngliche, korrekte Form. Sie mit "trotzdem" zu verschmelzen war eine scherzhafte Umformung, die einmal in spielerischer Absicht in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben worden war, wahrscheinlich von Tucholsky. Überzeugen Sie sich selbst!
Es wäre schade, wenn "nichtsdestoweniger" vollends ausstürbe. Es geht in seiner Bedeutung über "trotzdem" hinaus. Das Geschehen vollzieht sich, ohne daß die dagegenarbeitenden Kräfte ausgeschaltet sind. Die wirkenden Kräfte oder Faktoren unterliegen nur, hören aber nicht auf zu wirken. Sie beeinflussen aber das Geschehen nicht.
Ein Wort von solcher Subtilität hätte es verdient, verstanden und weiterhin gebraucht zu werden, anstatt von einem noch so gelungenen Scherz verdrängt zu werden. Aber kein Scherz kann verstanden werden, wenn das vergessen wird, worüber einstmals gescherzt wurde.

Samstag, 9. Oktober 2010

Ein Sturm der Rüstung

Endlich haben wir einen Präsidenten, der mutig ausspricht, was Fakt ist. Er reicht den Migranten die Hand mit dem Bekenntnis, ihr Präsident sein zu wollen. Damit, daß der Islam ein Teil der Kultur in Deutschland ist.
Und schon legen die Feinde des Islam die Lanze ein. Als sei es nicht wahr, daß neben katholischem und evangelischem Christentum sowie einem runden Drittel von Nichtgläubigen der Islam die nächste größere religiöse Gruppe ist, und der Anteil der praktizierenden Muslime dürfte merklich größer sein als der von praktizierenden Christen. Täglich beten oder Weihnachten in die Kirche, das ist schon ein gewisser Unterschied. Wenn man Angehörige mit religiösen Handlungen pro Tag multipliziert, könnte also der Islam die am häufigsten praktizierte Religion sein. Mal ein hypothetisches Zahlenspiel: Wenn 100 Christen jeden Sonntag in die Kirche und 100 Muslime jeden Freitag in die Moschee gehen, stünde es 1:1. Wenn aber 100 Christen nur Weihnachten in die Kirche gehen, 100 Muslime aber jeden Freitag in die Moschee, haben wir schon 1:52 zugunsten des Islam.

Freitag, 8. Oktober 2010

So ein Quark



Quark-Lärm? In der Tat. Wenn sie in die Milch fallen und lange genug quarken, können sie auf dem Quark ausruhen. Der schuldige GMX-Journalist wahrscheinlich auch.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Harter Tobak hat ihren Preis

Wieder einmal muß ich die Sprache geißeln. "Das ist harter Tobak" bürgert sich im Sprachgebrauch ein. Eine Analogie zum "starken Stück".
Bislang sprach man von "starkem Tobak", wenn man eine Dreistigkeit geißelte. Ein Bubenstück, wie man früher sagte. Das ist auch sinnvoll (nein, nicht "es macht Sinn"), denn der Rauchgenuß hat wohl mit der Wirkung des Tabaks zu tun, weniger aber, ob er hart ist. Hart wird er vom langen Liegen, und meines Wissens büßt er dann die Stärke ein und wird krümelig.
Rauchen läßt er sich allerdings auch dann.

"Eine solche Qualität hat seinen Preis", so oder ähnlich hört man es schon öfter. Moment: Wessen Preis? Des Herstellers?
"Eine solche Qualität hat ihren Preis" heißt es und nicht anders. Denn das Objekt bezieht sich ganz direkt auf das Subjekt und hat daher das gleiche Genus. Dennoch wird dieser Fehler ständig abgekupfert. Wer betätigt sich da so fleißig als Sprachverderber?

Es ist tragisch, wie rasch und gründlich Deutschfehler kolportiert werden. Hat man ihn einmal gehört, wieselt er sich langsam in alle Medien hoch und endet in den Filmberichten der Tagesschau, die ich bislang für den Hort des guten Deutsch hielt.
Aber die falschen Relativsätze, die ich schon früher analysiert habe, werden langsam unausrottbar

Ähnlich der Mund-zu-Mund-Propaganda schleicht sich ein:
"Sie las den Gästen alle Wünsche von den Lippen ab."
Haha! Wenn die Wünsche auf den Lippen sind, muß die Gastgeberin sie nur ablesen, wenn sie gehörlos sein sollte. Alle anderen beweisen ihr Talent für den Service, indem sie sie von den Augen ablesen. Das erfordert die gepriesene Aufmerksamkeit.

Es ist ja möglich, daß Wörter und Redensarten mit der Zeit einfach in Vergessenheit geraten oder daß ihr Gebrauch sich verändert. Was mich aber regelmäßig auf die Barrikaden treibt, ist die offensichtliche Unlogik, die doch eigentlich schon in dem Moment, wo der Sprecher den Satz ausspricht oder hinschreibt, offen zutage tritt. Warum wird ein solcher Denkfehler nicht sofort ausradiert?
Haben die Menschen im Osten zwangsläufig so viel Unsinn nachplappern müssen, daß sie über die Folgerichtigkeit ihrer Sätze nachzudenken aufgehört haben? Tragischerweise beobachte ich diese Exempel der Unlogik fast ausschließlich seit der Wende, oder täusche ich mich und muß mich entschuldigen?
Wenn meine Beobachtung aber richtig ist, so zeigt sich in dieser kleinen und unwichtigen Veränderung, daß es einen Nachholebedarf (ostsprech) an Ehrlichkeit und Selbstkritik gibt. Und das ist nicht die Schuld der Sprecher, sondern eines Regimes, das seinem Volk die Unlogik/Lebenslüge aufgezwungen hat.