Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Montag, 1. Juni 2015

Was ist Behinderung?

"Behinderung" ist alles, was dem Betroffenen Nachteile einbringt. In dem Wort ist nicht enthalten, auf welchem Gebiet. Und schon gar nicht, dass es körperlich sein muss. Und was den meisten Leuten auch nicht klar ist: Die Ursache der Behinderung liegt sehr oft gar nicht am Betroffenen, sondern an der Unwissenheit und Rücksichtslosigkeit der Mitmenschen. Das sagt ja auch der Sprachgebrauch: "hindern" und "behindern" beschreibt eine Erfolglosigkeit ohne eigenes Zutun, Versagen oder gar eigene Schuld.
Das Wort "hemmen" – meine Vermutung – hat mit "Hemm" zu tun, was in Norddeutschland eine Vegetation beschreibt, die das Fortkommen unmöglich macht: "Hemmoor", "Hamm", "Hammerbrook", alles Orte, die niedrig liegen und daher in der Frühgeschichte mit Auwald und Buschwerk bewachsen waren. Im Frühling waren sie zudem überschwemmt und konnten darum praktisch vom Menschen nicht betreten werden. Nur mühsam angelegte Bohlenwege ermöglichten den Zugang, der "Holzweg", der niemals eine durchgehende Straße war, im Gegensatz zum gepflasterten Reiseweg. Unsere Vorfahren konnten sich an solchen Orten nur Siedlungsplätze schaffen, wenn sie in harter Knochenarbeit Plätze rodeten und Wege zwischen Wohnplatz und Wasser, dem damals besten Reiseweg, freihielten.
Woher kommt das Wort "hindern"? Das lateinische "impediere" heißt wörtlich "der Füße berauben", "entfußen". Der mit Tieren vertraute Mensch der Frühzeit wußte, dass man ein Tier am wirkungsvollsten stoppt, wenn man seine Hinterbeine blockiert. Der Schäfer fängt ein Schaf ein, indem er mit seinem Krummstab das Hinterbein vom Boden hebt.
"Wir sind nicht behindert, wir werden behindert", lautet die Korrektur durch Campagnen, die das Verständnis für die Lage behinderter Menschen vertreten. Gerade bei nicht sichtbaren Behinderungen ist das möglicherweise schon die ganze Wahrheit. 

Der Autist, der sich nicht verbal ausdrückt, noch viel mehr der, der sich zwar ausdrücken kann, aber nicht so, dass man ihn versteht, und der somit als Spinner abgetan wird, als jemand, den man nicht in seinen Kreisen haben möchte, auf den niemand Rücksicht nimmt, weil er scheinbar könnte, wenn er nur wollte – sie werden von der Gemeinschaft einfach nur nicht mitgenommen.
Und das ist ihr Leiden.