Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Donnerstag, 4. November 2010

Die neueste Berlusconade

"Io non sono un santo", sagt er, "ich bin kein Heiliger."
Einen solchen will man ja auch nicht als Ministerpräsidenten. Er hält sich an Volljährige, er bezahlt seine Huren korrekt mit Schmuck, was also wollt ihr?

Nein, ich mag ihn nicht. Ich mag vor allem seine totalitären Tendenzen überhaupt nicht.
Aber seine Gegner tun sich damit keinen Gefallen, daß sie ihn von der persönlichen Seite her angreifen. Ebensowenig, wenn sie Miniaturen nach ihm schmeißen. Sie diskreditieren damit ihre politische Kritik und konsolidieren seine Position mehr, als daß sie sie ins Wackeln bringen.

Mittwoch, 3. November 2010

Amerika hat gewählt

Einige Leute wählen ihn nicht mehr, weil er ihre Erwartungen nicht erfüllt hat. Er hat zwei Jahre Zeit gehabt, um aus dem Amerika der Bushens das Paradies auf Erden zu machen, und er hat es nicht getan... Zwar ist die Gefahr geringer geworden, daß zur Krankheit auch noch Armut kommt, weil jeder Beinbruch aus eigener Tasche bezahlt werden muß. Aber er hat keinen neuen Job für den fetten Bob ohne Schulabschluß geschaffen. Und die Millers haben ihr Papp- und Sperrholzhaus verloren, obwohl sie darauf Kredite im Wert von 100.000 $ aufgenommen hatten. Daran muß natürlich dieser Alabama oder Obamao schuld sein.

Was kann der eigentlich groß tun? Warum ist er grau geworden, kaum daß er im Amt war? Weil er am Anfang seiner Amtsperiode über die wahren Machtverhältnisse in Amerika aufgeklärt wurde. Da dürfte ihm klargeworden sein, daß er viel weniger Handlungsspielraum hat, als er dachte. Das Regieren erledigen schon die diskreten Herren im Hintergrund. Die, deren Ämter man mit drei Buchstaben abkürzt.

Die Amerikaner wollen keinen starken Staat, keinen, der ihnen sagt, was sie zu tun haben. Dabei haben sie ihn längst, sie wissen es bloß nicht.

Wer aber Obama abgewählt hat, weil er ihm nicht genug Veränderung gebracht hat, scheint auf den Messias zu warten.

Montag, 18. Oktober 2010

Nichtsdestowunderlicher

Kurt Tucholsky, 1928
in Paris. Quelle: Wiki
Wie oft hört man das Wort "nichtsdestotrotz" -- wahrscheinlich glauben Sie, es heiße wirklich so. Es gäbe keine andere Variante.
Aber haben Sie auch schon "nichtsdestoweniger" gehört? Das ist die ursprüngliche, korrekte Form. Sie mit "trotzdem" zu verschmelzen war eine scherzhafte Umformung, die einmal in spielerischer Absicht in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben worden war, wahrscheinlich von Tucholsky. Überzeugen Sie sich selbst!
Es wäre schade, wenn "nichtsdestoweniger" vollends ausstürbe. Es geht in seiner Bedeutung über "trotzdem" hinaus. Das Geschehen vollzieht sich, ohne daß die dagegenarbeitenden Kräfte ausgeschaltet sind. Die wirkenden Kräfte oder Faktoren unterliegen nur, hören aber nicht auf zu wirken. Sie beeinflussen aber das Geschehen nicht.
Ein Wort von solcher Subtilität hätte es verdient, verstanden und weiterhin gebraucht zu werden, anstatt von einem noch so gelungenen Scherz verdrängt zu werden. Aber kein Scherz kann verstanden werden, wenn das vergessen wird, worüber einstmals gescherzt wurde.