Oder: Die merkwürdige Karriere eines langen S zu einem Alien
Holen wir noch einmal die schon gezeigte Schriftvorlage aus dem alten Italien hervor. In einem früheren Posting habe ich versucht zu zeigen, woher dieser seltsame Buchstabe kommt.
Wegen seiner Verwendung in der italienischen Antiqua hat das doppelte "S" eine besondere Form erhalten, es setzt sich nämlich aus einem langen S und einem runden Schluss-S zusammen. Beide sind durch eine Verbindung zu einer Ligatur geworden.
Die erste Kursive für ein Buch wurde für ein Gebetbüchlein entworfen, wobei sich schmale, hohe Buchstaben sehr günstig erwiesen, um auch in einer sehr kleinen Drucktype gut lesbar zu sein. Es ging also um eine platzsparende Schrift.
In der Fraktur war der Weg ein anderer, hier hatte das Schluss-S auf dem Weg über französische Kanzleischrift eine andere Form bekommen und entwickelte sich zum kleinen Z.
Darum sprechen wir beim ß auch von S-Z.
Das ist aber nur dann richtig, wenn es sich um Fraktur oder um altdeutsche Schreibschrift handelt.
Das ist aber nur dann richtig, wenn es sich um Fraktur oder um altdeutsche Schreibschrift handelt.
Ob man ß oder ss schreibt, hat nur sekundär mit der Aussprache zu tun. Das ist eine brandneue Regel, die eigentlich durch nichts gestützt ist. Schließlich sprach man ja auch "Schluß" oder "Kuß" niemals mit einem langen "u", obwohl man es mit ß schrieb. Hier wurde eine neue Regel erfunden, während es ursprünglich nur um eine ästhetische Lösung ging, die sich dann als praktisch erwies und zur Kennzeichnung von Wort-Enden genutzt wurde, wie oben erklärt.
Die neue Regel hat dazu geführt, dass man inzwischen ein ß auch in einer Zeile von Versalien akzeptiert, was ich für einen schrecklichen Fehler halte. Denn international ist es völlig unverständlich, und dass die Verwechslung des "großen" ß mit B hoffentlich dieser Unsitte ein Ende setzt, ist mein Gebet.
Nur in der Schweiz ist man vernünftig und hat dieses Fossil getilgt. Hier wird konsequent "ss" geschrieben. Das ist auch folgerichtig, wenn man die Interessen der italienischen und französischen Schweizer berücksichtigt.
Was für ein Segen es doch sein kann, in einem Vielvölkerstaat zu leben.
Die neue Regel hat dazu geführt, dass man inzwischen ein ß auch in einer Zeile von Versalien akzeptiert, was ich für einen schrecklichen Fehler halte. Denn international ist es völlig unverständlich, und dass die Verwechslung des "großen" ß mit B hoffentlich dieser Unsitte ein Ende setzt, ist mein Gebet.
Nur in der Schweiz ist man vernünftig und hat dieses Fossil getilgt. Hier wird konsequent "ss" geschrieben. Das ist auch folgerichtig, wenn man die Interessen der italienischen und französischen Schweizer berücksichtigt.
Was für ein Segen es doch sein kann, in einem Vielvölkerstaat zu leben.