Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Montag, 7. November 2016

Autist?

Glaubt mir keiner. Eloquent und viele Freunde. Ja, und dennoch wollte ich es wissen, weil nahezu drei Jahre Kontakte mit Autisten per Mail und Foren mich überzeugt haben, daß ich die stärksten Parallelen mit allen Bevölkerungsgruppen hier finden kann. Tatsächlich befinde ich mich jetzt mitten im Diagnoseprozeß. Vier Sitzungen haben stattgefunden, die man mir gewährt  hat, und ich denke, wenn ich aussichtslos neurotypisch wäre, hätte es nur die erste gegeben. Nun warte ich auf die Diagnose, die einem Abschlußgespräch folgen soll.
Was mich ein wenig von anderen Autisten unterscheidet: Ich habe die Gespräche angenehm gefunden. Man hörte mir zu, es war eine Chance, schon durch das Aussprechen einiges zu klären. Und während ich am Anfang dieser Vermutung -- also schon vor ca. 3 Jahren -- einen gewissen Eifer an den Tag legte, just diese Vermutung zu beweisen, bin ich jetzt offen für das Ergebnis, das da kommen mag. Denn auch die Diagnose einer Hypersensibilität oder chronisches Trauma wäre ein Fingerzeig in eine Richtung, in der man weiterforschen und vielleicht die schwierigen Folgen der Veranlagung ein Stück weit therapieren kann.
Auch wenn ich in einigen Monaten 68 Jahre alt sein werde.

Montag, 11. Juli 2016

GROBE SCHLUBKUNDGEBUNG, WEIBHERBST & FREMDENHAB

Natürlich gibt es kein GROßES ß, nicht mal ein großes. Daß (Pardon, ich schreibe klassische Orthographie, auch in meinen Romanen) es zu einer immer häufigeren Verwendung kommt, ist die Schuld der "Recht"-schreib-"Reform", die einen Paradigmenwechsel vollzogen hat, sie hat das ß umgewidment von einem Zweck zum anderen. Sie hat aus einem Anzeiger für Wortschlüsse ein Lautgeberzeichen gemacht. Und das ist Unsinn. Das ß war nie ein wirkliches Signal für einen lang gesprochenen Vokal (wir haben ja auch vor der "Reform" in Worten wie "Mißbrauch", "Schißhase" oder "Faßbrause" keinen langen Vokal gesprochen!), sondern es zeigte einen Wortschluß an.
Und noch ein Argument gibt es. Im Ausland (und wir wollen doch Weltbürger sein) wird es vollends nicht verstanden, wie dieses Logo beweist: Es stützt sich natürlich auf das griechische Beta, den Ursprung unseres B. Niemand außer uns würde darin einen Zischlaut erkennen.
Liebe Grafiker-Kollegen! Wenn es Namen zu setzen gilt, deren Träger verständnislos wären, wenn man aus einer Frau Maß eine Frau Mass machen würde, dann bedient euch doch einfach aus dem gemischten Setzkasten! Und erinnert euch und andere, daß es sich um eine Ligatur handelt, SS oder SZ -- Vielleicht kann Frau MASZ so glücklich werden.

Montag, 8. Februar 2016

Traumatisiert

Kürzlich unterhielt ich mich mit einem der für das Wohl der Stadt Verantwortlichen. Und er sprach mit leiser Empörung davon, was für Argumente die Demonstranten vorbrachten, die sich gegen den Bau von Flüchtlingsunterkünften wehren. Er war just unterwegs gewesen, um mit aufgebrachten Bürgern (Hamburgern, keinen Wendeverlierern) zu reden, die verhindern wollten, dass auf einer grünen Wiese eine Flüchtlingsunterkunft gebaut wird.
Ja. Auf einer grünen Wiese, die schützenswert ist gegenüber dem Unterfangen, Menschen, die aus einer lebensgefährlichen Umgebung kommen, zu uns zu lassen und unterzubringen. Da entblödete sich doch ein Bürger nicht, sein psychologisches Expertentum hervorzukehren und zu behaupten, die Begegnung mit Flüchtlingen sei für ... (Kinder? Jugendliche?) traumatisierend. Aber ich hoffe doch! Teilt mal das Trauma, das wird euch guttun!

Wissen Sie, was traumatisierend ist? Bei Hitze kein Wasser zu bekommen. Bei Kälte keine Unterkunft.
Im Keller zu sitzen, während Bomben fallen. 
Nicht im Keller zu sitzen, während Bomben fallen.
Nicht zu wissen, wo die Liebsten sind, Eltern, Kinder, Ehepartner. Und ob sie leben.
Sein bloßes Leben gerettet zu haben.

Eure Großeltern wissen das vielleicht noch. Der Anteil von Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung war bis zu 24%! Das heißt: In den östlichen Bundesländern wurde fast jeder Vierte als Flüchtling oder Vertriebener integriert, während die Städte in Trümmern lagen und Hunger und Brennstoffmangel das Leben schwer machten.
Und da glauben Leute, man könnte nicht einige Hunderttausend in diesem reichen Land unterbringen?
Die das denken, sollten sich wirklich schämen.