Die Wahlen in Hamburg glänzten durch eine sehr niedrige Wahlbeteiligung. Sie sinkt stetig — hätte nicht das neue Wahlrecht endlich Engagement wecken müssen? Fördern nicht die neuen Möglichkeiten die Lust am Mitwirken durch den Bürger?
Die erfreuliche Seite des geänderten Wahlgesetzes ist zwar, dass ich nun auch hinten plazierten Parteisoldaten meine Stimme geben kann, ohne mich an die Hitliste der Partei zu halten. Diese Freiheit hat aber einen hohen Preis. Jetzt aber wird es kompliziert: Ich finde die Kandidaten meiner Wahl nur schwer in den langen Listen wieder — vier verschiedene Stimmhefte in A4, was für ein Berg Papier! — und das Wählen hält mich sehr lange in der Kabine fest.
Am problematischsten aber — und das ist nicht die Schuld des Wahlgesetzes! — ist die Unmöglichkeit, sich vorher im Internet über die Kandidaten und ihre Themenschwerpunkte zu informieren. Nur die Linke stellt ihre Kandidaten auf der Website einigermaßen gescheit vor: Ein Foto, eine kurze Erklärung zu den Kernkompetenzen.
Da wünscht man sich eine digitale Wahlmöglichkeit. Laptops mit Intranet in der Wahlkabine, Listen mit Kandidatenbildern und Hauptaussage in kurzer Form; hier könnte man auch durch Hinweise verhindern, dass zuviele Kandidaten angekreuzt werden — bei 5 Stimmen auf mehreren Seiten verzählt man sich auch leicht.
Wählen nach Augenschein und Sympathie — eine Horrorvorstellung? Bitte keine Illusionen: Das tun wir sowieso. Ein wenig mehr Inhalte könnten so sogar besser transportiert werden als bei der gegenwärtigen Lage.
Diesen Text habe ich bereits als Kommentar in Carta eingestellt.
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